Schweiz: Über 40 % der Firmen mit Liquiditätsproblemen

Pressemitteilung

In der aktuellen Corona-Krise reduzieren zahlreiche Schweizer Firmen ihre Forderungsrisiken, um Zahlungsausfälle zu vermeiden und nicht selbst in Liquiditätsnöte zu geraten.

Zürich, 8. Dezember 2020 – In der aktuellen Corona-Krise reduzieren zahlreiche Schweizer Firmen ihre Forderungsrisiken, um Zahlungsausfälle zu vermeiden und nicht selbst in Liquiditätsnöte zu geraten. Das geht aus dem aktuellen Atradius Zahlungsmoralbarometer West- und Osteuropa hervor, das der internationale Kreditversicherer jetzt veröffentlicht hat. Demnach hat mehr als die Hälfte der Schweizer Firmen (54 %) seit dem Pandemieausbruch Anfragen für Lieferungen oder Dienstleistungen mit Zahlungszielen abgelehnt – in den anderen westeuropäischen Ländern waren es im selben Zeitraum nur rund ein Drittel (34 %) der befragten Unternehmen. Gleichzeitig meldeten mehr als 40 % der eidgenössischen Firmen, dass sie nach rund einem halben Jahr Corona ernsthafte Probleme haben, genügend Liquidität aufzubringen, um den eigenen Verbindlichkeiten nachzukommen. Knapp 7 % der Forderungen der befragten Schweizer Unternehmen waren in den vergangenen Monaten uneinbringlich und mussten abgeschrieben werden. Auch der Anteil des Umsatzvolumens, der am Fälligkeitstag noch nicht bezahlt war, ist bei den Schweizer Firmen durch Corona erheblich gestiegen. Zuletzt lag er bei 46 %, was einer Zunahme von rund 70 % gegenüber der Vorjahresbefragung entspricht.

„Als die Corona-Krise einsetzte, war das Insolvenzrisiko in der Schweizer Wirtschaft bereits seit mehreren Monaten gestiegen, unter anderem aufgrund der abkühlenden Nachfrage aus dem Ausland und verhaltender Investitionsaktivitäten“, sagt Mathias Freudenreich, Country Manager von Atradius in der Schweiz. „Die Pandemie hat unsere Wirtschaft noch einmal hart getroffen, die Liquiditätsengpässe nehmen jede Woche spürbar zu. Dass die Firmen jetzt bei der Vergabe von Lieferantenkrediten besonders genau hinschauen, ist nur verständlich. Je länger eine Rechnungszahlung aussteht, desto wahrscheinlicher wird der Forderungsausfall. Gleichzeitig muss es aber darum gehen, dass die Umsätze nicht zu stark zurückgehen. Insofern unterstützen wir Firmen, verantwortungsvolle Risiken einzugehen.“

Umsatze brechen bei jedem zweiten Schweizer Unternehmen ein

Dass Schweizer Unternehmen ihre Forderungsrisiken eindämmen, zeigt sich auch am sinkenden Umsatzvolumen, bei dem ein Lieferantenkredit gewährt wurde: So lag dieser Anteil in der Corona-Pandemie nur noch bei 55 % der Umsätze der hiesigen Firmen, nach 66 % laut der Studie aus dem vergangenen Jahr. Die meisten Kreditanfragen wurden bei inländischen Kunden abgelehnt. Die Hauptgründe für die Ablehnung einer Kreditanfrage waren eine Verschlechterung der Bonität und unzureichende Informationen über das Geschäft oder die Zahlungsmoral des Kunden. Die abgelehnten Geschäfte auf Lieferantenkredit machten rund ein Drittel des gesamten Umsatzvolumens aus.  

Die durchschnittlichen Zahlungsfristen blieben gegenüber dem Vorjahr weitgehend konstant. Im vergangenen Jahr lagen sie bei durchschnittlich 31 Tagen, dieses Jahr bei durchschnittlich 33 Tagen.

Die rückläufige Geschäftstätigkeit durch die Corona-Pandemie hat sich bereits in rückläufigen Einnahmen bemerkbar gemacht. 52 % der befragten Schweizer Studienteilnehmer gaben an, dass ihre Umsätze in den vergangenen Monaten geschrumpft sind, 32 % meldeten bisher keine nennenswerten Auswirkungen auf der Einnahmenseite.

Bauunternehmen warten im Schnitt 170 Tage auf einen Zahlungseingang 

Aufgrund der vermehrten Zahlungsverzögerungen und -ausfälle haben sich auch die Aufwände im Forderungsmanagement bei vielen Schweizer Firmen erhöht.  30 % der befragten eidgenössischen Unternehmen gaben an, mehr Ressourcen für die Eintreibung und das Handling ausstehender Forderungen aufgewendet zu haben (regionaler Durchschnitt: 37 %).

Die durchschnittliche Forderungslaufzeit in Tagen (Days Sales Outstanding, DSO) ist in mehreren Schweizer Branchen gestiegen. In der Baubranche und im Baustoffhandel betrug der DSO-Wert zuletzt 170 Tage beziehungsweise 140 Tage. In der Transportbranche lag der Wert bei zuletzt 160 Tagen.

2021: Nur jeder dritte Schweizer Unternehmer blickt optimistisch auf das nächste Jahr

Die in der Schweiz befragten Unternehmen sind hinsichtlich der Aussichten für die Weltwirtschaft und den internationalen Handel etwas weniger optimistisch als die befragten Unternehmen im übrigen Westeuropa. Nur 36 % der Befragten erwarten eine Verbesserung (regionaler Durchschnitt: 45 %). „Noch immer ist offen, wie sich die Pandemie im nächsten Jahr auf das Geschäft auswirken könnte. Das spiegelt sich in den weitgehend pessimistischen Ansichten der Befragten wider“, sagt Mathias Freudenreich, Country Manager von Atradius in der Schweiz.

 

Corona:  Massive Auswirkungen auf die Liquidität von Europas Unternehmen

Die aktuelle Studie des internationalen Kreditversicherers zeigt die erheblichen wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf dem gesamten Kontinent. In Westeuropa stieg der Anteil der am Fälligkeitstag noch nicht bezahlten Rechnungen in den vergangenen Monaten auf 47 % – eine Erhöhung um zwei Drittel gegenüber der Vorjahresbefragung (29 %). In Osteuropa stiegen die verspäteten Zahlungen sogar um mehr als drei Viertel auf 45 % (Vorjahresbefragung 24 %). Der Anteil der Aussenstände am Gesamtumsatzvolumen, der nicht eingetrieben werden konnte und abgeschrieben werden musste, lag in Westeuropa in den vergangenen Monaten bei 7 %, nach 2 % vergangenen Jahr. In Osteuropa kam es bei 6 % des Umsatzes zu Forderungsausfällen, im vergangenen Jahr lag dieser Wert noch bei 1 %.

Auch die durchschnittliche Forderungslaufzeit hat sich auf dem gesamten Kontinent dramatisch erhöht:  In Osteuropa liegt der durchschnittliche DSO-Wert der Firmen bei 103 Tagen, 89 % der befragten Firmen berichteten hier zuletzt von einem Anstieg ihrer Forderungslaufzeit. In Westeuropa lag der durchschnittliche DSO-Wert zuletzt bei 98 Tagen, hier stieg er zuletzt bei mehr als 90 % der Unternehmen an.  

Das Atradius Zahlungsmoralbarometer für West- und Osteuropa enthält die Befragungsergebnisse zum Zahlungsverhalten im Firmengeschäft in 20 Ländern in den vergangenen zwölf Monaten. In Westeuropa wurden insgesamt mehr als 2.600 Firmen in Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, den Niederlanden, Österreich, Schweden, der Schweiz, Spanien und dem Vereinigtes Königreich befragt; in Osteuropa mehr als 1.400 Firmen in Bulgarien, Polen, Rumänien, Slowakei, der Tschechischen Republik, Ungarn und der Türkei.

Alle Analysen des Zahlungsmoralbarometers können auf www.atradius.ch im Menüpunkt Publikationen heruntergeladen werden.  Alle Ergebnisse des Zahlungsmoralbarometers Schweiz finden Sie hier.

Über Atradius

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